新聞標題【民報】​【歐洲之聲】讓他們活著走出監獄 -給德國總統訪華前夕的信
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​【歐洲之聲】讓他們活著走出監獄 -給德國總統訪華前夕的信

 2018-12-03 09:14
德國總統史坦因邁爾(Frank-Walter Steinmeier)。圖/取自維基網路公開資源
德國總統史坦因邁爾(Frank-Walter Steinmeier)。圖/取自維基網路公開資源

尊敬的史坦因邁爾總統,

在你即將訪華前夕,請容許我給您寫這封令人心情沈重的信。作為獨立中文筆會的會長,我非常擔憂中國的人權和言論自由的狀況。本筆會以前的會長,也是2010年諾貝爾和平獎得主劉曉波先生沒有能活著走出他十一年的鐵窗,他於獄中罹病,去年7月13日逝世。另一位筆會會員楊同彥在長達22年的刑獄將滿之前, 也於去年11月病逝。目前,我們還有8位作家會員被關在獄中。兩週前一位女作家剛被判刑十年六個月,還有一位女性會員亦在拘押之中。

聖經約翰福音開篇就說:「太初有道,道與神同在」,這個「道」的原文就是「文字」。在中國孔子也說「不以人廢言, 不以言廢人」。中國的憲法第35條明文規定,每個公民享有言論自由。但是總統先生,您知道中國的現實並非如此。

當下德國和中國之間雙方都認為是「戰略夥伴」的友好關係,不論在政治、經濟和文化的領域裡,都有著頻繁的交往互動,彼此相互尊重。德國從以往的歷史裡汲取教訓,因而對許多受到政治迫害者敞開大門。劉曉波的妻子劉霞今年7月10日獲准來到德國,聯邦德國總理安吉拉•默克爾夫人曾經盡力玉成此事。這種人道的行為,給予我在中國那些尚在黑暗中默默維護著言論尊嚴的同行們巨大的鼓勵。

自從習近平先生執政以來,中國的人權狀況急遽惡化,異議人士、人權活動家、人權律師、宗教人士以及少數族裔如維吾爾、西藏和內蒙古人都受到空前殘酷而嚴厲的打壓。甚至香港和台灣也受到有形或隱蔽的「干預和侵犯」。更別說兩地的媒體已經部份被滲透,甚至轉向於親北京的路線了。那裡的民主制度逐漸受到了箝制。

尊敬的總統先生,我們希望您在訪華期間,務必要跟東道主談論人權的話題。在此我們向您提出幾項建言:

1.中國於1998年就簽署了國際公民和政治權利公約。按照此公約的精神,必須將一切因思想、言論和宗教原因判刑入獄的人釋放。特別是已經在獄中渡過15年甚至20年光陰的人如:秦永敏、李必豐、劉賢斌、胡石根和許多其他的人。王炳章和依里哈木這樣無期徒刑者和一切生病及年老的獄中人士都必須立即釋放出獄。

2.正在拘押中的劉艷麗和因為寫了關於同性戀小說而被判刑十年半的筆名天一的劉姓作家,這兩位女性不可因為言論寫作而被視為罪犯對待。

3.少數民族新疆、西藏和內蒙的宗教自由應當得到保障。新疆地區收押伊斯蘭民眾的「再教育中心」必須關閉,因為任何強制性的「再教育」只能製造仇恨和敵意。

中國有「忠言逆耳」這句俗話,不過一位諍友的諍言似乎還是有份量的。中國政府如今視德國為盟友,尊敬的總統先生,您友好地向北京進言,也許並不「逆耳」,您的言語興許能夠讓一些人重獲自由,甚至挽救他們的生命。

讓我代表我的同事們向您致以深沈的謝意,祝願您有一個愉快而成功的中國之行。

獨立中文筆會會長  廖天琪敬上

2018年12月1日於科隆

德文原件

An
Herrn Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier
Bundespräsidialamt
Spreeweg 1
10557 Berlin

Köln, 1.12.2018

Sehr geehrter Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier,

Kurz vor Ihrem Staatsbesuch in der Volksrepublik China erlaube ich mir Ihnen diesen Brief zu schreiben. Als Präsidentin des Unabhängigen Chinesischen PEN Zentrums (ICPC) bin ich über die derzeitige Menschenrechtssituation, besonders der Meinungsfreiheit in China, tief beunruhigt. Unser früherer Präsident, Dr. Liu Xiaobo, der 2010 den Nobel- Friedenspreis erhielt, starb am 13.7. letzten Jahres während seiner 11jährigen Gefängnisstrafe.  Ein anderer Autor, Yang Tongyan, überlebte auch nicht seine Haft, er starb in November 2017, kurz vor Ende seiner insgesamt 22 Jahre Gefängniszeit. Zur Zeit sind noch 8 PEN-Mitglieder in Haft.  Außerdem wurde eine Autorin gerade zu 10 einhalb Jahren Gefängnisstrafe verurteilt, eine andere befindet sich in Untersuchungshaft.

„Im Anfang war das Wort“, so heißt es im Johannesevangelium. Auch in China lehrte Konfuzius: „Man diskreditiere niemanden wegen seiner Worte“. Der Paragraph 35 der chinesischen Verfassung besagt, dass die Meinungsfreiheitsäußerung zu den Grundrechten eines jeden Bürgers gehört. Wie Sie wissen, ist die Realität des Landes leider eine andere.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und China wurde von beiden Seiten als "Allround-strategische Partnerschaft" definiert, ob in Politik, Wirtschaft oder im kulturellen Bereich herrscht reger Austausch und gegenseitiger Respekt. Deutschland hat aus der jüngeren Geschichte gelernt, sodass es die Tür offen gehalten hat für viele politisch Verfolgte. Die Witwe von Liu Xiaobo, Frau Liu Xia, durfte am 10. Juli dieses Jahres nach Deutschland ausreisen, weil die deutsche Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel sich enorm dafür einsetzte. Dieser humanitäre Akt hat viele meiner Landsleute, die ebenfalls im Untergrund für die Würde des Wortes kämpfen, ungemein ermutigt.

Seit dem Amtsantritt von Xi Jinping hat sich die Menschenrechtslage in China drastisch verschlechtert: Die Unterdrückung von Dissidenten, Menschenrechtsaktivisten, Menschenrechtsanwälten, religiösen Gruppen sowie  Menschen der nationalen Minderheiten – wie der Uyguren,  Tibeter und Mongolen in der Innere Mongolei - ist in den letzten Jahren brutaler und grausamer geworden denn je. Auch in Hong Kong und Taiwan hat die sichtbare wie getarnte „Intervention und Invasion“ zugenommen, ganz zu schweigen davon, dass die Medien dort teilweise schon infiltriert und auf Beijing-treue Linie gebracht sind. Die dortige Demokratie droht massiv eingeschränkt zu werden.

Sehr verehrter Präsident Steinmeier, wir hoffen aufrichtig, dass Sie während Ihres Chinabesuchs das Thema Menschenrechte unbedingt ansprechen. Wir möchten Ihnen vorschlagen, folgende Punkte bei Ihren Gesprächen zu erwähnen und die Xi Jinping-Regierung aufzufordern:

1. China hat den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte 1998 unterzeichnet, wonach alle Menschen, die wegen ihres Denkens, ihrer Worte und ihrer Religion ins Gefängnis gekommen sind, freizulassen. Besonders jene, die schon über 15 oder sogar 20 Jahre ihr Leben hinter Gittern verbracht haben, wie Qin Yongmin, Li Bifeng, Liu Xianbin, Hu Shigen und viele andere. Wang Binzhang und Ilham Tohti, beide „lebenslänglich“ in Haft,  sowie die kranken und alten Gefangenen müssen sofort freigelassen werden.

2. Die Autorin Liu Yanli befindet sich zur Zeit in Untersuchungshaft, Liu (Tianyi) ist vor kurzem zu 10 Jahren und sechs Monaten verurteilt worden, aufgrund ihres Romans zum Thema Homosexualität. Beide Autorinnen dürfen nicht als Verbrecher behandelt werden, nur wegen ihres Wortes.

3. Die Religionsfreiheit der ethnischen Minderheiten in Xijiang, Tibet und der Inneren Mongolei muss gewährt werden. Die "Umerziehungslager" für die Muslime in Xinjiang müssen geschlossen werden, denn jede Art von forcierter Umerziehung erzeugt nur Hass und Unmut.

„Ehrliche Worte kratzen die Ohren“, so sagt ein chinesisches Sprichwort.  Aber auf ehrliche Worte von ehrlichen Freunden hört man doch. Die chinesische Regierung betrachtet derzeit die Deutschen als echte Freunde. Verehrter Präsident Steinmeier, Ihre freundlichen Worte könnten vielleicht Gehör in Beijing finden. Ihre Worte könnten vielen Menschen ihre Freiheit wiedergeben, ja sogar ihre Leben retten.

Im Namen meiner Kollegen möchte ich Ihnen meine tiefe Dankbarkeit dafür im voraus aussprechen. Wir wünschen Ihnen eine angenehme und erfolgreiche Reise!

Tienchi Martin-Liao

(Präsidentin des Unabhängigen Chinesischen PEN Zentrums)

* Die chinesische Fassung dieses Briefes ist angehängt.

 


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